"Fehlende Studien"-Argument

Prototypische Formulierung

Es gibt bisher keine Studien, die zeigen, dass Computereinsatz / 1:1-computing / digitale Medien zu besseren Schulleistungen führen.

Beispiele

Wenn behauptet wird, man lerne durch digitale Medien in Schulen besser, dann muss zunächst einmal festgehalten werden, dass der Beweis dieser Behauptung nach wie vor aussteht. »Fast alle Studien zum Lernerfolg beim Computereinsatz in der Schule wurden nicht von ungefähr von der Computerindustrie und den Telefongesellschaften angestoßen und gesponsert«, stellt der Insider Uwe Afemann fest. Tatsächlich gibt es bis heute keine unabhängige Studie, die zweifelsfrei nachgewiesen hätte, dass Lernen allein durch die Einführung von Computern und Bildschirmen in Klassenzimmern effektiver wird.
Manfred Spitzer im Buch Digitale Demenz (Biblionetz:b04942)

b04942

Es bestehen große Zweifel, dass die Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler sich durch eine veränderte IT-Ausstattung an den Schulen verbessern. Nicht nur Medienwissenschaftler wie Ralf Lankau und Paula Bleckmann vom „Bündnis für humane Bildung“, erklären seit Jahren fast mantraartig, dass bisher keine einzige valide wissenschaftliche Studie den Nutzen von Digitaltechnik für schulische Lernprozesse nachweisen konnte.
Nils B. Schulz im Artikel Tablets machen nicht klüger (Biblionetz:t24021)

Dazu müsste man als erstes Kontrollklassen einrichten, in denen "rein analog" unterrichtet wird. Das wird aber nicht gemacht. Und letztlich wird zwar immer das gleiche behauptet, nämlich dass Digitaltechnik mehr Spaß, mehr Kommunikation und bessere Lernerfolge bringt - doch belegt ist davon wissenschaftlich nichts.

Ralf Lankau im Interview mit heise.de: Technologie in unseren Schulen schadet mehr, als sie nützt (Biblionetz:t19892)

Führende Forscher im Bereich der Didaktik, Psychologie und Pädagogik behaupten, dass es bisher keinerlei wissenschaftliche Belege gibt, dass man mit E‑Learning erfolgreicher lernen kann als ohne. Es gibt keine Evidenz der Verbesserung des Wissenstransfers mit E‑Learning.

Juraj Hromkovic und Regula Lacher (2019): E-Learning – Erwartungen, Möglichkeiten und Grenzen Biblionetz:t26454 (Der Artikel enthält keinerlei Belege oder Quellenangaben für diese Behauptung)

Verwandte Argumente

Gegenargumente

Selbstverständlich gibt es Studien, die bessere Schulleistungen aufgrund von Computereinsatz oder 1:1-Ausstattungen belegen. Es gibt sowohl Studien die einen Mehrwert digitaler Medien für das Lernen nachweisen können als auch solche, die das Gegenteil aufzeigen. Die Frage muss somit detaillierter betrachtet werden.

Wenn aber jemand im Namen der Wissenschaft behauptet, es gäbe keine Studien, die einen Mehrwert zeigen würden, argumentiert nicht seriös.

Ein paar Metaanalysen, die einen Mehrwert digitaler Medien gefunden haben:
  • Hillmayr, D., Ziernwald, L., Reinhold, F., Hofer, S. I., & Reiss, K. M. (2020). The potential of digital tools to enhance mathematics and science learning in secondary schools: A context-specific meta-analysis. Computers & Education,153, 103897. https://doi.org/10.1016/j.compedu.2020.103897 (Biblionetz:t30950)

  • Neben den tradtionell mit bisherigen Prüfungen gemessenen Leistungen können Computer evtl. auch Kompetenzen fördern, die sich eben mit bisherigen Prüfungen nicht messen lassen:
    • Medienkompetenz,
    • sich zu helfen wissen,
    • wissen, wo im Internet nachschlagen,
    • etc.

Manfred Spitzer behauptet auch, es gäbe keine einzige seriöse Studie - hat aber selbst eine publiziert

Spezifisch zur Aussage von Manfred Spitzer: Am von Manfred Spitzer geleiteten ZNL wurde eine Studie zum Mathematik-Lernprogramm "bettermarks" (Biblionetz:t20369) verfasst, die dem Programm lernförderliche Eigenschaften attestiert. Frage: Ist diese Studie nun unseriös?

t20369

Weitere Bemerkungen

  • Besonders schwierig ist diesem Argument in Pilotprojekten zu begegnen wink

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
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