"Fehlende Reife"-Argument

Prototypische Formulierung

Die Kinder sind entwicklungspsychologisch noch nicht reif für den Umgang mit digitalen Medien.

Beispiele

Neuere entwicklungs- und lernpsychologische Studien belegen es: Kinder sollten eine gewisse intellektuelle Entwicklung durchlaufen haben, zu der Wahrnehmung, Gedächtnisleistung und Sprachbeherrschung gehören, bevor sie sinnvoll an Computern arbeiten und mit Smartphones umgehen können. Das dürfte realistischerweise nicht vor dem zwölften Lebensjahr der Fall sein. Vorher kann die Konfrontation mit digitalen Medien den Schülerinnen und Schülern mehr schaden als nützen
Quelle: Mario Andreotti in der Aargauer Zeitung vom 8.01.2019 Biblionetz:23885

Das Alter, ab dem digitale Technik der Entwicklung von jungen Menschen nicht mehr schadet, ist schwer zu ermitteln. Bei 16-Jährigen sind Schäden definitiv noch deutlich, mit 18 darf jeder, was er will. Immer gilt: Die Dosis macht das Gift.
Manfred Spitzer im Text «Maximale Verdummung von Kindern» (2015) Biblionetz:t18313

Der selbstständige Umgang mit dem Computer setzt die Entfaltung eines eigenständigen Urteils voraus. Die eigene Urteilsfähigkeit entwickelt sich vor allem erst ab dem 12. Lebensjahr – und ab diesem Alter ist ein Umgang mit Computern, überhaupt mit IT-Technologie, als Medienträgern pädagogisch sinnvoll und notwendig.

Edwin Hübner in der Broschüre Struwwelpeter 2.0 (2015) im Text Mediencurriculum Biblionetz:t17627

Wir dürfen uns vom Schlagwort der frühzeitigen Medienkompetenz nicht blenden lassen. Alle Eltern wollen für ihre Kinder nur das Beste, damit sie erfolgreich durch Schule, Studium und Ausbildung gehen. Doch dieser Weg führt am Anfang nicht zu Computern aller Art, weil Kinder erst eine intellektuelle Basis aufbauen müssen, um die digitale Welt ohne Schaden zu betreten.

Von Gerald Lembke, Ingo Leipner im Buch Die Lüge der digitalen Bildung (2015) im Text Impulskontrolle Biblionetz:t17616)

Ich bin der Überzeugung, dass digitale Hilfsmittel in der Bildung bis zum zwölften Lebensjahr keine nennenswerten positiven Effekte erbringen. Deswegen haben mein Co-Autor Ingo Leipner und ich die These formuliert: Raus mit den Computern aus den niedrigen Klassen! Die Befreiung des kindlichen Lernprozesses von Computern fördert die Medienkompetenz ab dem zwölften Lebensjahr überproportional. Erst dann sind die Kinder von der neurowissenschaftlichen sowie von der entwicklungsbiologischen Reife in der Lage, Computer zielgerichtet für einen Lernprozess einzusetzen.
Von Gerald Lembke im Text «Raus mit den Computern» (2015) Biblionetz:t17637

Verwandte Argumente

Gegenargumente

  • Die Autoren beziehen sich in ihrer Argumentation oft explizit oder implizit auf die Stadien der kindlichen Entwicklung nach Piaget (Biblionetz:w01735) und konstatieren dann, dass vor dem Erreichen des formal-operativen Denkens die Nutzung digitaler Medien nicht sinnvoll sei, da Kinder vorher ja digitale Medien nicht wirklich durchschauen und kompetent nützen könnten. Dies ist eine sehr plakative, übervereinfachte Sichtweise.
  • Macht das Argument nicht per se falsch, aber es ist doch erstaunlich, wie gut dieses Argument zu Kathrin Passigs allgemeines Technologiekritik-Argument Nr. 7 passt: *Schwächere als ich können damit nicht umgehen!" (Biblionetz:a01024).

Quellen

Diskussion

 

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